Ein Garten durch das Küchenfenster gesehen
Der private Garten von David C. H. und Pat Austin am Bowling Green House
Vom Küchenfenster des Bowling Green House aus eröffnet sich ein stiller, doch lebendiger Blick. Jenseits der alten Glasscheiben verläuft ein schmaler Kanal, ruhig unter den Zweigen der weinenden Esche, seine Oberfläche vom Licht durchflirrt und von der sanften Spur der dahinziehenden Enten bewegt. Heimische Schilfarten und Seerosen säumen das Ufer und schaffen ein Bild, das eher entdeckt als gestaltet wirkt. David C. H. Austin ließ ihn anlegen, nachdem er etwas Ähnliches im Garten eines Freundes gesehen hatte. Hier wurde er zum ruhenden Mittelpunkt des Gartens - ein Spiegelband, das sich durch das Pflanzbild zieht und Momente der Einkehr verankert.
Dies ist kein Schaugarten. Er will nicht beeindrucken. Stattdessen zieht er einen leise in seinen Bann. Wer das Tor durchschreitet, betritt etwas Persönliches - einen Garten, geformt nicht von Trends oder Symmetrie, sondern von Gefühl und Zuneigung. Fingerhüte lehnen sich an Fenchel, Lupinen erheben sich zwischen fließenden Wellen von Geranium ‘Rozanne’. Katzenminze quillt über die Ränder, und Rosen schlingen sich durch Bäume und erklimmen Haselruten-Gestelle. Struktur geben geschnittene Hainbuchen und gewölbte Pfade, doch nichts wirkt streng. Der Garten bewegt sich. Er fängt den Wind ein. Er lebt.
Viele Jahre lang war dies ebenso Pat Austins Reich wie das von David C. H. Austin. Als Bildhauerin mit großer Vorstellungskraft und unermüdlicher Kreativität begegnete sie dem Garten mit derselben intuitiven Energie, die sie ihrer Kunst widmete. Brennnesseln durften stehen bleiben - der Schmetterlinge wegen. Gepflanzt wurde nicht nach Plan, sondern nach Gefühl. Vor ihrem Tod wuchs der Garten mit einer Art wilder Anmut. Später bepflanzte David C. H. Austin einige Bereiche neu - mit großer Sorgfalt, um Ruhe zurückzubringen, ohne ihren Geist zu verdrängen. Man spürt ihn noch immer: in der Offenheit der Beete, in den überraschenden Kombinationen, im Auftauchen eines Fingerhuts an unerwarteter Stelle.
Pat Austins Skulpturen durchziehen den Garten wie Kapitel in einer Erzählung. Manche treten deutlich hervor, andere verbergen sich halb im Laub. Besonders einprägsam ist die Statue einer griechischen Frau mit Enten auf dem Kopf - inspiriert von einer Reisebegegnung, geprägt von ihrem Humor und ihrer liebevollen Aufmerksamkeit für das Alltägliche. Anderswo wachen Löwen, grinsen Wasserspeier aus Ecken hervor, ruhen Harzfiguren zwischen Stauden. Jede Skulptur trägt ihre Handschrift, zeugt von ihren langen Nächten im Atelier, während das Haus schlief.
Es sind stille Details, die sich erst nach und nach zeigen: Der Obstgarten mit Mispeln und Apfelbäumen. Die Scheune, in der einst Hereford-Rinder standen. Der Kanal, einst Teil des Burggrabens. Der Affenbrotbaum, der einst das Herzstück des Gartens bildete. Der Pool, den man 1985 anlegte. Alles zusammen überzieht den Garten mit Erinnerung - nicht nur an das Gepflanzte, sondern auch an das Erlebte und Gestaltete.
Und dazwischen, immer wieder: Rosen. Über fünfunddreißig Sorten, manche englisch, manche nicht. Sie wurden nicht nach Farben oder Zonen gruppiert, sondern gewählt nach ihrer Bewegung, ihrem Spiel mit dem Licht, ihrer Harmonie mit den umliegenden Pflanzen. Hier, am Bowling Green House, nahm die Rosenzüchtung ihren Anfang. In den Küchenschränken standen einst Pollenbehälter. Die ersten Kataloge wurden am Esstisch entworfen. Diese Nähe zwischen Leben und Pflanzenzucht ist im ganzen Garten noch spürbar.
Seit Kurzem ist dieser private Garten an Wochenenden für Besucher geöffnet. Er zeigt ein ganz anderes Gesicht als die großen Rosengärten in der Nähe - weniger Inszenierung, mehr Stimmung. Ein Ort, der weniger das Auge fordert als das Gefühl. Still, erinnerungsvoll, durchdrungen von dem, was war und bleibt. Ein Garten, der nicht bloß betrachtet, sondern empfunden werden will.