Diewechselnden Farben der Englischen Rosen
Wenn Rosen in überraschenden Tönen blühen
Es ist etwas, das Gärtner immer wieder überrascht. Eine Rose, die Sie schon einmal gezogen haben, für ihre bestimmte Farbe ausgesucht, öffnet ihre Blüte in einem Farbton, der Ihnen fremd erscheint. Vielleicht ist sie blasser. Vielleicht zeigt sich ein rosa Schimmer, wo zuvor keiner war. Vielleicht sieht die ganze Blüte aus, als würde sie zu einer ganz anderen Pflanze gehören.
Diese Veränderungen sind keine Fehler und meist kein Grund zur Sorge. Rosen sind lebendige Wesen, deren Farbgebung von vielen Einflüssen geprägt wird. Manche entstehen durch die natürliche Entwicklung der Pflanze, andere durch Wetter, Boden oder einfach den Zeitpunkt der Blüte. Die Ergebnisse können auffallend, frustrierend oder unerwartet schön sein.
Wie Hitze und Sonnenlicht die Rosenfarbe beeinflussen
Eine der größten Einflüsse auf die Rosenfarbe ist die Temperatur, besonders die Kombination aus heißen Tagen und warmen Nächten. Wenn das Wetter dauerhaft heiß ist, wie es in letzter Zeit war, verhalten sich die Rosenpigmente oft ganz anders. Intensive Farben können schneller verblassen, helle Töne fast weiß ausbleichen und feine Farbnuancen verlieren oft an Kontrast. Starkes Sonnenlicht baut die Pigmente in den Blütenblättern schneller ab, vor allem bei Rosen mit zarten Farben wie Apricot, zartem Rosa oder Creme.
Die diesjährige Trockenperiode hat diesen Effekt noch verstärkt. Ohne regelmäßigen Regen geraten die Pflanzen leicht unter Stress, auch wenn sie ansonsten gesund sind. Sie bilden vielleicht kleinere Blüten, deren Farbe sich nicht voll entfaltet. Rosen, die normalerweise in reichen, leuchtenden Tönen öffnen, wirken dünner, matter oder seltsam ausgewaschen. Manchmal sehen die Blüten fast wie Schatten ihrer selbst aus.
Kühle Nächte, wenn sie denn kommen, helfen, die Pigmente zu vertiefen. Manche Sorten nehmen stärkere Farbtöne an, wenn die Temperatur zum richtigen Zeitpunkt der Blüte sinkt. In langen Perioden warmer, trockener Nächte kann es sein, dass Sie diese Vertiefung kaum sehen.
Die Rolle der Anthocyane
Vieles davon hängt mit einer Gruppe natürlicher Pigmente zusammen, den Anthocyanen. Sie sind verantwortlich für Rot-, Rosa- und Lilatöne in Rosenblättern. Auch junge Triebe und Blätter zeigen oft einen rötlichen Schimmer. Diese Farbe ist nicht nur Zierde, sie schützt empfindliche Pflanzenteile vor starker Sonneneinstrahlung und wirkt wie ein natürlicher Sonnenschutz, solange das Gewebe noch weich und in Entwicklung ist.
Die Bildung von Anthocyanen wird von Sonnenlicht, Temperatur und Wasserangebot beeinflusst. Ändert sich einer dieser Faktoren, verändert sich auch das Verhältnis der Pigmente. Darum kann eine Rose eine Woche eher rosa wirken und in der nächsten mehr apricotfarben oder eine violett getönte Blüte öffnet bei kühlerem Wetter bläulich.
Die Rose ändert also nicht ihre Identität, sie reagiert nur auf die Bedingungen um sie herum.

Rosa Sprenkel nach Regen
Eine ganz andere Art von Farbveränderung kann durch Regen entstehen. Manchmal sieht man rosa oder rote Sprenkel auf hellen Rosen, meist weißen oder sehr blassrosa Sorten, oft nach einer Regenperiode. Diese Flecken sind weder Krankheit noch Schaden. Sie entstehen durch Feuchtigkeit zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in der Blütenentwicklung.
Wenn die Knospe gerade zu öffnen beginnt, können Regentropfen oder starker Tau die Verteilung der Pigmente auf der Blütenoberfläche stören. Die Anthocyane sammeln sich ungleichmäßig, fast wie Aquarellfarbe auf feuchtem Papier. Das Ergebnis ist ein sanfter Sprenkeleffekt, manchmal sehr zart, manchmal auffällig.
Bei trockenem Wetter passiert das nicht. Haben Sie diese rosa Flecken früher gesehen und sich gewundert, warum sie dieses Jahr fehlen, liegt es wahrscheinlich einfach am fehlenden Regen zur richtigen Zeit. Es ist eine Laune der Natur, kein Fehler der Blüte.
Im Leben einer Rose
Manche Rosen verändern ihre Farbe ganz natürlich, während sie öffnen und reifen. Eine Knospe kann apricotfarben beginnen, beim Öffnen ins zarte Rosa übergehen und am Ende cremefarben oder elfenbeinfarben verblassen, bevor die Blütenblätter fallen. Andere verblassen allmählich oder verändern sich je nach Sonnenlicht, das einzelne Blüten erreichen. Diese Veränderungen sind besonders bei Sorten mit komplexer oder gemischter Färbung gut zu beobachten.
Manchmal baut das Alter auch die Pigmente ab. Eine sattgelbe Blüte kann nach einigen Tagen in der Sonne strohfarben oder pergamentartig wirken. Das gehört zum natürlichen Lebenszyklus der Rose. Es ist kein Fehler, der behoben werden muss, sondern der Weg der Blüte durch die Zeit.
Die Schönheit des Wandels
Für Gärtner bedeutet das eins: Die Farbe einer Rose ist nie fest. Dieselbe Pflanze kann von Woche zu Woche leicht unterschiedliche Blüten hervorbringen, je nach Wetter, Bodenfeuchtigkeit, Tageszeit und Alter der Blüte. Selbst eine etablierte Sorte kann eine Blüte zeigen, die ganz anders aussieht als die vorherige.
Diese Veränderungen machen den Reiz aus, Rosen zu ziehen. Sie laden dazu ein, genau hinzuschauen. Sie erinnern daran, dass kein Tag im Garten dem anderen gleicht. Und oft zeigt sich, dass das Unerwartete schöner sein kann als das Erwartete.