- Rosen zu Weihnachten
Erinnerungen aus dem viktorianischen Garten
In der Stille des Dezembers, wenn Reif den Garten überzieht und kahle Zweige starke Silhouetten vor einem blassen Himmel zeichnen, denkt man unweigerlich an eine andere Zeit. Eine Weihnachtszeit wie aus einem Dickens-Roman scheint ganz nah: Laternenlicht auf Kopfsteinpflaster, Nebel in der Luft, und hinter Ziegelmauern und schmiedeeisernen Toren ruhen alte Rosen im Frost. Auch wenn sie jetzt kahl dastehen, wurden viele der Sorten, die wir heute noch pflegen, bereits in der viktorianischen Zeit geliebt und gepflanzt – in Gärten, die dieselbe Kälte, dieselbe Dunkelheit und dieselbe erwartungsvolle Vorfreude kannten.
Dies sind Rosen, die von Geschichte geprägt sind, über Generationen weitergegeben wurden und auch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.
Strauchrosen für den Sommergarten
Im Frühsommer wandeln sich diese Sträucher von reiner Form zu üppiger Fülle und erfüllen Beete mit Duft, Farbe und Präsenz.
Mme Hardy, eingeführt 1832, gehört bis heute zu den bedeutendsten weißen Rosen des 19. Jahrhunderts. Ihre breiten, flachen Blüten mit dem charakteristischen grünen Auge leuchten vor dunklem Laub und verströmen an warmen Abenden einen intensiven Duft.
Tuscany Superb war bereits in den frühen viktorianischen Jahren bekannt und wurde wegen ihres dramatischen, tief dunklen Rots geschätzt. In Kombination mit helleren Pflanzen bringt sie Tiefe, Kontrast und ausdrucksstarke Intensität in den Garten.
Little White Pet, gezüchtet 1879, wird für ihren kompakten Wuchs und ihre perfekt geformten zartrosa bis weißen Blüten geschätzt. Sie erscheint in ordentlichen Büscheln und spiegelt die viktorianische Vorliebe für Proportion und Zurückhaltung wider.
Mme Isaac Pereire kam 1881 auf den Markt und erlangte schnell Berühmtheit für einen der reichsten Düfte, die je in eine Rose gezüchtet wurden. Tiefrosa, dicht gefüllt und von mächtigem Charakter, erfüllt sie die Luft noch lange nach Sonnenuntergang mit ihrem Parfum.
Comte de Champagne entstammt der großen Blütezeit der viktorianischen Rosenzüchtung, als weichere Farbtöne und volle Blütenformen in Mode kamen. Ihre ruhige Färbung und ihr gleichmäßiger Wuchs passten ideal zu formalen Terrassen und streng gegliederten Gärten.
Kletter- und Ramblerrosen für Mauern und offenen Himmel
Mit zunehmendem Sommer erheben sich diese großen Rosen und
ergießen sich über Mauern, Bögen und Bäume, bis ganze Strukturen in lebendige
Architektur verwandelt werden.
Rambling Rector, seit den 1830er-Jahren bekannt, treibt gewaltige Dolden kleiner weißer Blüten durch Hecken und entlang alter Grenzmauern. In voller Blüte wirkt sie wie eine wandernde Wolke aus Weiß, voller Bewegung und Duft.
Gloire de Dijon erschien 1853 und wurde rasch wegen ihrer warmen Aprikosen- und Honigtöne bewundert. Anders als viele viktorianische Kletterrosen blüht sie wiederholt und schenkt weit über den ersten Flor hinaus Farbe.
Félicité et Perpétue, gezüchtet 1828, entwickelt ausladende Triebe, die im Sommer von cremeweißen Blütentrauben überzogen sind. In Bäumen oder über großen Mauern entfaltet sie Größe, Weite und eindrucksvolle Wirkung.
Aimée Vibert stammt ebenfalls aus dem Jahr 1828 und wurde wegen ihrer Fülle kleiner weißer Blüten und ihres deutlichen Duftes geschätzt. Über Durchgängen und Torbögen geführt, rahmt sie Räume mit Bewegung und Parfum.
Cécile Brünner, eingeführt 1881, verbindet die Welt der Strauch- und Kletterrosen. Ihre perfekt geformten kleinen rosa Blüten erscheinen in stetiger Folge und sorgen für Eleganz und Kontinuität durch die frühen und mittleren Sommerwochen.
Ein lebendiges viktorianisches Erbe
Diese Rosen wurden nicht für den flüchtigen Zeitgeist gezüchtet, sondern für Dauer. Sie haben wechselnde Moden, veränderte Klimabedingungen und ganze Generationen überstanden. Ihre Schönheit liegt nicht im Neuen, sondern im gewachsenen Charakter.
Eine dieser Rosen zu pflanzen heißt, einen lebendigen Faden der Vergangenheit in den Boden der Gegenwart zu legen. Im Sommer steigen sie zu voller Blüte auf, verbinden Steinmauern mit Duft und Farbe und zeigen, dass die schönsten Gartenfreuden noch immer jene sind, die mit Geduld und Zeit entstehen.
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